R-Grundsätze der Kreislaufwirtschaft

Die 10 Grundsätze der österreichischen Kreislaufwirtschaft beginnen alle mit einem "R" wie Reuse, Refurbish oder Recycling. Wir erklären den Unterschied zwischen den Begriffen.

Weltkugel umgeben von Transportkartons
Es geht nicht nur um Recycling!

Kreislaufwirtschaft bedeutet nicht nur Müll richtig zu sammeln und zu recyclen, sondern umfasst das gesamte Leben eines Produktes. Vom Design, der Vewendung bis hin zur Wiederaufbereitung. 

Das Ende von „take-make-use-waste“

In unserer momentanen Wegwerfgesellschaft bauen wir jeden Tag aufs Neue Ressourcen ab, verarbeiten, gebrauchen und entsorgen sie. Es ist daher unumgänglich, unser lineares Wirtschaftssystem und damit auch unseren Lebensstil vom Ressourcenverbrauch zu entkoppeln. Durch eine effiziente Kreislaufwirtschaft, mit der kontinuierlichen Wiedernutzung der bestehenden Ressourcen in einem geschlossenen Kreislaufsystem, soll es uns möglich werden die Primär-Ressourcen zu reduzieren. Somit kommt es zu einem geringeren Energiebedarf, weniger Abfall und einem deutlichen Emissionsrückgang.

Neue Ressourcen gar nicht erst benötigen

Denn der größte Energieverbrauch und die stärksten Umweltbelastungen entstehen beim Abbau der Rohstoffe, bei der Produktion der Güter und dem Transport. Nach der meist nur kurzen Nutzung der meisten Produkte, stellt die Abfallentsorgung ein weiteres großes Umweltproblem dar. Ziel ist es also die eingesetzten Ressourcen möglichst lang im Kreislauf zu halten, so dass nur ein sehr, sehr geringer Teil als Abfall ausscheidet.

Wie gelingt eine effektive Kreislaufwirtschaft?

Der erste Schritt ist bereits vor der Produktion nötig. Denn zuerst kommt die Frage, ob das Produkt wirklich notwendig ist. Muss das Produkt neu gekauft/produziert werden oder kann darauf verzichtet werden, da zum Beispiel bereits existent und Ausleihbar?
Weiters sind die Langlebigkeit, Reparaturfähigkeit, Wiederverwendbarkeit und Aufbereitungsmöglichkeit eines Produktes ein wichtiger Aspekt. Als Abfall darf ein Produkt/Material erst aus dem Nutzungs-Kreislauf ausscheiden, wenn es keiner weiteren Nutzung mehr zugeführt werden kann. Dann muss es jedoch recycelbar sein, um aus dem Abfall neue Sekundärrohstoffe gewinnen zu können. Wenn auch dies nicht mehr möglich ist, scheiden die Materialien in Form der thermischen Verwertung endgültig aus dem Kreislauf aus.

Die österreichische Kreislaufwirtschaftsstrategie hat hierfür 10 Grundsätze zur Umsetzung einer erfolgreichen Kreislaufwirtschaft angeführt. Da diese jeweils mit einem Wort mit Anfangsbuchstaben R beginnen, spricht man von den R-Grundsätzen. Diese sind nach ihrer Wichtigkeit gereiht und in drei Gruppen eingeteilt.

Intelligente Herstellung und Nutzung

  1. Refuse = Ablehnen
    Am nachhaltigsten ist es, etwas gar nicht erst zu kaufen oder zu nutzen. Ist das Produkt überhaupt nötig? Kann es durch ein Bestehendes ersetzt werden? Muss das Rezept ausgedruckt werden, oder reicht es online zu lesen?
     
  2. Rethink = Überdenken
    Ist für die Nutzung des Produktes unbedingt ein Neukauf nötig? Können auch Verleih, Tausch oder Leasing die Nutzung des Produktes möglich machen und sogar intensivieren? Zum Beispiel Werkzeug, dass ausgeborgt statt gekauft wird, da es nur selten benötigt wird. Zirkuläres Produktdesign soll dabei eine längere Nutzung ermöglichen.
     
  3. Reduce = Reduzieren
    Kann man den Ressourcenverbrauch sowohl in der Herstellung, als auch der Nutzung reduzieren? Der bewusste und reduzierte Konsum ist ein Grundpfeiler der Kreislaufwirtschaft.
     

Lebensdauer verlängern

  1. Reuse = Wiederverwenden
    Produkte, die noch funktionsfähig sind, sollen weiterhin verwendet werden (Second Hand). Zum Beispiel ein Laptop, der nicht mehr gebraucht wird, kann aber von anderer Person weiterverwendet werden, da noch funktionstüchtig.
     
  2. Repair = Reparieren
    Produkte sollen durch Reparatur wieder in Stand gesetzt und weiterverwendet werden. Beispiel: Kaputter Laptop wird repariert und weiterverwendet
     
  3. Refurbish = Verbessern
    Veraltete Geräte oder Produkte werden auf den neuesten Stand gebracht und dadurch wieder nutzbar. Beispiel: Funktionierender Laptop mit veralteter Software wird mit aktueller Software ausgestattet und kann wiederverwendet werden. Oder die alte Holzkommode wird mit neuer Farbe zum neuen Lieblingsmöbelstück.
     
  4. Remanufacture = Wiederaufbereiten
    Teile von defekten Produkten werden für neue Produkte genutzt, die dieselben Funktionen erfüllen. Beispiel: Teile eines kaputten Laptops werden ausgebaut und in anderem Laptop eingebaut, der dadurch wieder funktionstüchtig wird.
     
  5. Repurpose = Anders weiternutzen
    Gebrauchte oder defekte Produkte, oder Teile davon werden für neue Produkte genutzt, die andere Funktionen erfüllen. Hierbei wird das (Abfall-)Material in seinem ursprünglichen Zustand wiederverwendet, aber für einen anderen Zweck. Zum Beispiel können gebrauchte Joghurtbecher als Stifte Becher weitergenutzt werden, dies wird umgangssprachlich als Upcycling bezeichnet.

Wiederverwerten von Materialien

  1. Recycle = Aufbereiten
    Materialien werden aufbereitet und als Sekundärrohstoffe in den Kreislauf zurückgeführt. So können  Glas, Kunststoff, Edelmetalle und andere wiederverwertbare Bestandteile wieder zu Rohstoffen für ein völlig neues Produkts umgewandelt werden. Zum Beispiel kann aus gebrauchten PET-Flaschen Funktionskleidung erzeugt werden.
     
  2. Recover = Thermische verwerten
    Ist kein Recycling mehr möglich, werden die Materialien schlussendlich verbrannt und die entstehende Energie in den Kreislauf rückgeführt.
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