Zu Fuß in die Schule macht nachweislich schlauer
Kinder, die sich vor der dem Unterricht ausreichend bewegen, können sich besser konzentrieren.
In Österreich wird laut Verkehrsclub Österreich (VCÖ) jedes 5. Kind von den Eltern zur Schule gefahren. Dies verstärkt die Bewegungsarmut, denn Kinder verbringen heutzutage auch ihre Freizeit vermehrt sitzend vor dem Handy, Tablet und Co, statt in Bewegung zu sein. Nicht nur um dieser Bewegungsarmut entgegenzuwirken, ist der selbständige Weg in die Schule auch ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz. Nehmen wir den autofreien Tag am 22. September zum Anlass diese Thematik genauer anzusehen - für unsere Kinder und die Umwelt.
Schlau, gesund und glücklich
Bewegung vor dem Unterricht aktiviert nicht nur den Kreislauf, sondern wirkt sich auch positiv auf die Hirnleistung aus. So konnte in einer groß angelegten Studie in Dänemark nachgewiesen werden, dass sich Kinder, die zu Fuß oder mit dem Fahrrad in die Schule kommen in den ersten vier Unterrichtsstunden deutlich besser konzentrieren können, als jene Kinder, die mit dem Elterntaxi von der Haustür zur Schultür gebracht werden.
Auch eine Studie der University of Illinois in den USA kam zum gleichen Schluss: jene Gruppe an zehnjährigen Kindern, die vor dem Konzentrationstest und der Überprüfung des Lernstoffes 20 Minuten zu Fuß gegangen waren, schnitt wesentlich besser ab, als die „motorisierte“ Vergleichsgruppe.
Körperliche Aktivität hat somit direkten Einfluss auf die schulischen Leistungen. Zusätzlich fördert das selbständige Meistern des Schulweges die Eigenständigkeit, soziale Kompetenzen und die gute Laune.
Kinder können auf dem Schulweg gemeinsam mit ihren MitschülerInnen einiges erleben, besprechen und auch lachen. Außerdem nehmen sie ihre Umgebung bewusster wahr und lernen sich selbstständig im Verkehr zu bewegen. Überhaupt ist der Schulweg ein Erlebnis.
„Wer den Schulweg verpasst, der verpasst das halbe Leben"
Der Schweizer Erziehungswissenschaftler Marco Hüttenmoser formuliert die Auswirkung diese Elterntaxi-Tätigkeiten so: „Wer den Schulweg verpasst, der verpasst das halbe Leben". Hüttenmoser leitet die Forschungsstelle „Kind und Umwelt“ und ließ Schweizer Kinder ihren Schulweg zeichnen.
Dabei wurde deutlich, dass Kinder, die ihren Schulweg eigenständig zurücklegen, die Welt ganz anders wahrnehmen, als Kinder, die von den Eltern mit dem Auto zur Schule gefahren werden. Zweiteren fehlt die Interaktion mit der Umwelt, sie können sich Raum und Zeit nicht körperlich aneignen.
Dies ist jedoch Grundlage für die kognitive Entwicklung, so kann sich z.B. das mathematische Grundverständnis nur über das selbständige Erfahren des eigenen Körpers im Raum optimal entwickeln.
Zu Fuß in die Schule bringt viele Vorteile
- Es werden alle Sinne angesprochen.
- Es steigert die Leistungsfähigkeit.
- Es steigert die Konzentrationsfähigkeit.
- Die Kinder werden selbstständiger.
- Sie lernen Verantwortung zu übernehmen.
- Sie pflegen soziale Kontakte.
- Es fördert den Orientierungssinn.
- Es aktiviert Kreislauf und Gehirn.
- Es hilft sicheres Verhalten im Straßenverkehr zu erlernen.
Die Gründe, warum Schulkinder heutzutage vermehrt mit dem Auto gebracht werden, sind vielfältig. Oft ist es der familiäre Zeitplan, oder auch die Angst, dass den Kindern am Schulweg etwas passieren könnte. Hier ein paar Tipps, um die Kinder optimal auf den Schulweg vorzubereiten.
10 Tipps für den Schulweg
Den Schulweg zu Fuß zurück zu legen, ist gesund und klimafreundlich. Es verringert Abgase, Feinstaub, Lärm und durch den bewussten Verzicht aufs "Elterntaxi" wird das Umweltbewusstsein der SchülerInnen gefördert. Für viele Kinder ist es der erste Schritt in die Selbstständigkeit. Außerdem erlernen die Kinder Verkehrskompetenz und soziale Fähigkeiten. Damit die ersten Schritte auch gut funktionieren, ist ein Schulweg-Training unbedingt erforderlich. Wir haben 10 Tipps für den Schulweg gesammelt, damit Ihre Kinder gut vorbereitet sind und sicher zur Schule kommen.
- Den Kindern ein gutes Vorbild sein!
Den Kindern stets ein gutes Vorbild zu sein und die Verkehrsregeln einzuhalten, ist mit Abstand der wichtigste Beitrag für einen sicheren Schulweg. Egal, ob es dabei um das Stehenbleiben bei einer roten Ampel oder das Warten vor dem Zebrastreifen geht. Kinder nehmen diese Handlungen bewusst und unbewusst wahr.
- Sicherheit geht vor.
Wählen Sie den sichersten Weg zur Schule - nicht den kürzesten. Mit einem kleinen Umweg können Gefahrenstellen häufig umgangen werden.
- Den Schulweg gemeinsam üben.
Wenn der Schulweg rechtzeitig und ausreichend trainiert wird, kann potenziellen Gefahren buchstäblich „aus dem Weg gegangen“ werden. Das alleinige Einüben der Wegstrecke ist nicht ausreichend. Die Kinder müssen selbstständig denken lernen. Lassen Sie sich als Elternteil von den Kindern führen. Das dient der Überprüfung, ob die Kleinen alles verstanden haben und ob sie Gefahrenquellen auch ohne Hilfestellung erkennen.
- Den Blickwinkel des Kindes einnehmen.
Kinder sind klein und werden von anderen VerkehrsteilnehmerInnen leicht übersehen. Außerdem ist ihr Blickwinkel stark eingeschränkt. Nehmen Sie bei schwierigen Passagen die Perspektive des Kindes ein, um dessen eingeschränkte Sicht und Gefahrenquellen besser wahrnehmen zu können. Die LenkerInnen bleiben nur stehen, wenn sie das Kind auch sehen. Schlecht einsehbare Stellen zwischen parkenden Autos oder neben Sträuchern sind zum Überqueren der Straße absolut ungeeignet.
- Zebrastreifen sind keine Garantie für Sicherheit.
Der „Schutzweg“ ist eigentlich keiner. Erst wenn die AutofahrerInnen das Kind sehen und in beiden Fahrtrichtungen stehen bleiben, ist ein sicheres Überqueren möglich. Macht sich das Kind durch Ausstrecken eines Armes bemerkbar, erkennen AutofahrerInnen, dass das Kind die Straße überqueren will. Durch Blickkontakt weiß das Kind, dass es gesehen wurde.
- Grün reicht nicht!
Auch wenn die Fußgängerampel grün zeigt: Erst schauen, dann gehen! Kreuzungen sind komplexe Verkehrssituationen. Kinder dürfen sich nicht auf das Grün der Ampel verlassen, sondern müssen lernen, dass Abbieger trotzdem fahren könnten. Wenn die Ampel auf einmal auf Rot springt: zügig weitergehen.
- Kurze Merksätze statt langer Erklärungen
Verwenden Sie kurze Merksätze oder Reimsprüche wie „Rot heißt Halt!“ statt ausführliche Erklärungen. „Links – rechts – links, schauen beim Überqueren bringt's!", „Zebrastreifen – erst gehen, wenn die Räder stehen!“ oder wenn ein Überqueren ohne Zebrastreifen notwendig ist: "Stehen, sehen - kommt nix, darf ich gehen."
- Wann ist ein Kind fit für den Schulweg?
Begleiten Sie das Kind so lange am Schulweg, bis es zuverlässig und sicher alleine zurecht kommt. Ein gutes Training für zwischendurch ist es, dem Kind Fragen rund um den Schulweg zu stellen. Zum Beispiel „Was machst du, bevor du über die Straße gehst?“.
- Auch im Dunkeln gut sichtbar sein!
Achten Sie auf geeignete, helle Kleidung und zusätzliche Reflektoren an der Jacke, den Schuhen und der Schultasche. Nur so kann Ihr Kind auch gesehen werden.
- Gehen: gesund für Körper und Geist!
Motivieren Sie Ihr Kind zum Gehen! Im Kindergarten können sich Kinder austoben und ihren Bewegungsdrang ausleben. Speziell für SchulanfängerInnen bedeutet die Reduzierung dieser Möglichkeiten eine enorme Umstellung: Dieser Bewegungsmangel kann Ursache für Konzentrationsschwierigkeiten sein. Das Zurücklegen des Schulweges unterstützt die Kinder in der Entwicklung ihrer motorischen Fähigkeiten, stärkt das Selbstwertgefühl und wirkt sich positiv auf die Konzentration aus.
Falls das Kind mit dem Fahrrad in die Schule fährt, finden Sie hier Infos und Tipps zur richtigen Fahrradausrüstung.