Anleitung Flaschengarten oder Wald im Glas
Ein Flaschengarten veranschaulicht eindrucksvoll die natürlichen Kreisläufe in einem geschlossenen Ökosystem und lässt sich ganz einfach selbst gestalten. Mit genauer Anleitung.
Ziel der Methode
Anhand des Flaschengartens lernen Kinder und Jugendliche die Prinzipien eines (fast) geschlossenen Ökosystems kennen. Es findet ein Energieaustausch statt, aber kein Stoffaustausch. Im Laufe der Zeit lassen sich Veränderungen im Glas je nach Pflanzen und Standortbedingungen beobachten und mögliche Konkurrenz zwischen Pflanzen um Licht, Wasser oder Wurzelraum bestimmen.
Worum geht es
Ein funktionierender Flaschengarten bzw. ein Wald im Glas ist ein Modell für ein autonomes Ökosystem, das viele Jahre bestehen kann, ohne, dass Pflegeschritte erforderlich sind. Grundlage dafür sind ein ausgewähltes Substrat und eine geeignete Bepflanzung sowie der richtige Standort.
Ein Mini-Wald im Glas ist eine sogenannte Hermetosphäre. Das bedeutet, es laufen Stoffkreisläufe in einem in sich geschlossenem Mini-Ökosystem statt. Durch das Zusammenspiel des Sonnenlichts von außen und des Wassers, das beim Anlegen zugeführt wurde, sowie den Pflanzen und den Mikroorganismen im Substrat entwickelt sich ein Mikroklima mit einem Wasserkreislauf in einer stabilen Atmosphäre.
Das zugeführte Wasser verdunstet und schlägt sich an den Innenwänden nieder. Als Tautropfen gelangt es in das Substrat, wo es über die Wurzeln der Pflanzen wieder aufgenommen wird. Dieser Wasserkreislauf im Glas ist essenziell, damit die Pflanzen darin gut gedeihen können.
Beschreibung
Materialien:
- Glasbehälter (z.B. Vorratsglas, Gurkenglas): luftdicht verschließbar, mindestens 2 Liter Volumen; eine große Öffnung erleichtert das Befüllen
- Steine, Kies und Sand für eine Drainageschicht
- Speichersubstrat, nicht zu nass und nicht zu trocken (z.B. Walderde); möglichst ohne große Tiere und ohne Pflanzensamen (kleine Bodentiere sind ok)
- Moos bzw. verschiedene Moosarten
- Pflanzen: klein, möglichst anspruchslos (z.B. Waldpflanzen, kleine Farne, kleinwüchsige Zimmerpflanzen)
- Steine oder Holzstücke mit Flechten
- Dekorationsmaterial: Holz, Holzstückchen, Rinde, kleine Schneckenhäuser
- eventuell zermahlene Holzkohle gegen Schimmelbildung
- Werkzeug: Trichter oder Papprolle zum Befüllen, Pinzette, Löffel, Holzstäbchen zum Setzen
Wichtige Informationen:
Zur Regulation des Wasserhaushalts ist Moos optimal geeignet. Diese anspruchslose Pflanze kann Wasser gut speichern, während des Tages Feuchtigkeit gleichmäßig abgeben und wächst nicht hoch.
Alternativ zu Waldpflanzen kann der Flaschengarten auch mit Zimmerpflanzen bepflanzt werden, die in feucht-warmen Klima gedeihen und genügsam sind. Kleine Orchideen, Mini-Grünlilien, kleine Farne oder Tradescantia (Dreimasterblume) eignen sich gut.
Das Substrat sollte Wasser gut speichern (grobe Walderde, Blähton, Lavagranulat, Kokosfasern), aber wenige Nährstoffe enthalten. Daher ist handelsübliche Blumenerde oder Kompost nicht geeignet.
Anleitung
Als Vorbereitung können die Pflanzen, Flechten, Wald-Erde und Naturmaterialien während eines Waldausflugs gesammelt werden.
Schritt 1: Glas heiß auswaschen, um Keime abzutöten und trocknen
Schritt 2: Drainageschicht einfüllen: zuerst Steine, dann Kies, darüber Sand; insgesamt ca. 2-3 cm hoch, je nach Größe des Glases. Die Drainage verhindert Staunässe.
Schritt 3: Substrat aufbringen: ca. 3-4 cm vorsichtig auf die Drainage füllen. Die Glaswände sollen sauber bleiben. Als Hilfe kann ein Trichter oder leere Papprolle verwendet werden.
Schritt 4: Pflanzen setzen: Moos vorsichtig andrücken. Die Wurzeln der übrigen Pflanzen kürzen, mit einem Löffel ein Pflanzloch machen, setzen und mit Holzstäbchen vorsichtig andrücken.
Schritt 5: Flechten und Deko-Elemente um die Pflanzen einbringen (Holz, Rinde, Schneckenhäuser,…)
Schritt 6: Vorsichtig wässern: am besten mit einem Pflanzensprüher sauberes Regenwasser einbringen. Das Substrat darf weder zu feucht noch zu trocken sein.
Schritt 7: Deckel verschließen
Schritt 8: Optimalen Standort finden: Der optimale Standort für das Glas ist ein heller, warmer Platz, nicht in der direkten Sonne, um eine Überhitzung zu vermeiden.
Schritt 9: Geduld und Pflege bis ein Gleichgewicht hergestellt ist.
Schritt 10: Beobachten und staunen! Welche Veränderungen gibt es im Laufe der ersten Wochen und Monate bzw. im Laufe der Jahre?
Pflege:
Bis sich ein Gleichgewicht im Glas eingestellt hat, können einige Pflegeschritte notwendig sein: eine beschlagene Glasoberfläche ist ein gutes Zeichen. Bildet sich jedoch zu viel Kondenswasser, kann es notwendig sein, das Glas für einige Stunden zu öffnen und zu lüften, da sich sonst Schimmel bilden könnte. Ist kein Wasser sichtbar, ist es zu trocken und es muss nachgegossen werden.
Die Entwicklung der Pflanzen muss ebenfalls beobachtet werden: Kranke und faulende Pflanzenteile am besten entfernen. Wuchernde Pflanzen eventuell entnehmen oder kürzen.
Gegebenenfalls muss alle paar Monate durch Lüften/Wässern/Pflanzenpflege eingegriffen werden. Im besten Fall bleibt das Glas über Jahre verschlossen!
Tipps:
Ein Flaschengarten kann eine Schulklasse über mehrere Jahre begleiten. Im Gegensatz zu einem Schulgarten ist er günstig anzulegen, transportierbar, benötigt kaum bis keine Pflege und übersteht auch längere Ferienwochen unbeschadet!