Natur im Unterricht
Warum Naturverbundenheit für Kinder so wichtig ist, wie Naturpädagogik bei Schulausflügen hilft und dass Naturvermittlung auch im Klassenzimmer funktioniert, erfahren Sie hier.
Warum Naturbezug so wichtig ist
Ziel der Naturpädagogik, ist es bei den Kindern Neugierde für Naturprozesse zu wecken. Im Mittelpunkt stehen dabei nicht nur Körpererfahrungen mit allen Sinnen, sondern auch abwechslungsreiche kognitive Erfahrungen, um eine Verbindung zur Natur zu ermöglichen und neue Horizonte zu eröffnen.
Dies entspricht auch ganz den nachhaltigen Entwicklungszielen (SDG’s), denn Begegnungen in und mit der Natur, ermöglichen zukunftsfähiges, verantwortungsvolles Denken und autonomes Handeln. Je mehr Kinder ihre Autonomie in der Natur erproben können, desto mehr fühlen sie sich ermutigt das eigene Leben mitzugestalten und entwickeln eine Motivation zum Natur-, Umwelt- und Klimaschutz.
Lebenslernort Natur
Der Alltag von Kindern und Jugendlichen spielt sich vorrangig in Innenräumen ab – lange Schultage, fehlende Motivation (auch der Eltern) und/ oder Raum und steigender Medienkonsum sind nur einige Gründe dafür. Diese Entfremdung der Natur durch die Verlagerung des Lebens in künstlich geschaffene Räume, ist laut NeurowissenschaftlerInnen immer öfter der Grund für Erkrankungen (psychisch und physisch).
Fähigkeiten wie Phantasie, Lebensfreude und emotionale Bindungsfähigkeit können ohne Nähe zur Natur schwinden, denn immer mehr Kinder werden zu „Stubenhockern“. Sie erleben mittels technischen Medien Erfahrungen aus „zweiter“ Hand. Fehleinschätzungen der Wirklichkeit und falsche Selbsteinschätzung sind die Folge.
In der Natur wird vorhandener Stress durch Bewegung abgebaut. Beim Fernsehen und Computerspielen wird das ausgeschüttete Adrenalin jedoch nicht verarbeitet, die Körperspannung steigt. Zurück bleibt Unruhe, Nervosität und Anspannung, die auch im Schulalltag durch Verhaltensauffälligkeiten und Lernstörungen vermehrt sichtbar werden.
Methoden & Materialien
Naturschutz braucht Erfahrung
Junge Menschen benötigen keine „Umwelterziehung“ um dazu erzogen zu werden, die Umweltfehler vorangegangener Generationen wieder gut zu machen. Sie brauchen die Natur, weil sie ihnen gut tut und die Grundlage ihres Lebens ist. Nirgendswo lässt sich Freiheit und trotzdem Eingebunden sein in das Leben und Selbstwirksamkeit besser erfahren als in und mit der Natur.
Dem Wissensvermittlungsort Schule obliegt es daher auch vermehrt diese grundlegenden Naturerfahrungen für Kinder möglich zu machen. Durch den Fokus auf den Erhalt, Schutz aber auch einer verantwortungsvollen Nutzung unserer Umwelt/Erde leistet die Umweltbildung daher auch einen wichtigen Teil der nachhaltigen Bildung.
Natur draußen erleben
Wir wollen nicht mit erhobenem Zeigefinger die Wichtigkeit von Naturschutz vermitteln, sondern die Freude an und mit der Natur. Denn um einen verantwortungsvollen Umgang mit der Umwelt und ihren Ressourcen zu fördern, darf die Natur nicht als etwas rein Schützenswertes vermittelt werden, sondern auch als etwas (für den Menschen) Nützliches. Durch Wanderungen, Spiele, Methoden und Rituale in und mit der Natur kann die (positive) Naturbeziehung gefördert werden.
Wandern mit Schulkindern
Einfach nur durch die Gegend zu wandern und dabei die Natur zu genießen gelingt mit Kindern meist nicht ganz so einfach. Pädagogen/innen und Eltern wissen gut, dass Kinder schnell gelangweilt sein können. Es ist fast schon unglaublich wie langsam mürrische Kinder fortzubewegen sind. Über den Erfolg oder Misserfolg des Wanderausfluges entscheidet aber meist schon die Planung und Vorbereitung der Tour.
Nicht nur der Weg ist das Ziel
Um für positive Wandererlebnisse zu sorgen, benötigt die Wanderung ein definiertes Ziel! Dieses muss einen gewissen Anreiz bieten, sich überhaupt auf dieses Ziel zuzubewegen: die Aussicht auf ein Eis, einen Kaiserschmarrn oder ein Glas Milch in einer Hütte oder einem Gasthaus. Auch ein Naturschauspiel wie ein Wasserfall, ein Badesee oder ein Naturlehrpfad kann Kinder motivieren. Wichtig ist: Es muss einen Höhepunkt geben, für den es sich lohnt, einen Fußmarsch in Kauf zu nehmen.
Die richtige Strecke fürs richtige Alter
Wichtig ist eine Route zu wählen, die für Kinderfüße geeignet ist. Nur auf asphaltierten Wegen von A nach B zu gehen, kann schnell langweilig werden, vor allem wenn der Wegesrand nichts Abwechslungsreiches zu bieten hat. Genauso kann es aber auch zur Überforderung kommen, wenn die Strecke nur aus unwegsamen Steigen, langen Steilstücken und schwierigem Untergrund besteht. Eine gute Mischung ist gefragt. Als Faustregel gilt, insbesondere für Vorschulkinder, nicht länger als eine Stunde im Stück unterwegs zu sein. Außerdem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass Kinder für die gleiche Strecke etwa doppelt so lange brauchen wie Erwachsene. Vergessen Sie deshalb auch nicht den Rückweg einzuplanen.
Die Ausrüstung - was muss mit
Ganz wichtig ist genug zu Trinken, am besten Wasser oder ungesüßten Tee und alles gut griffbereit, sodass nicht bei jeder Pause mühsam der halbe Rucksack ausgeräumt werden muss. Der Proviant sollte viel Energie liefern, nicht zu schnell verderben oder gatschig werden. Äpfel, Nüsse, belegte Brote sind hier ideal. Auch ein Müsliriegel ist als kleiner Motivations- und Energieschub ganz praktisch. Nicht zu viel einpacken, gerade wenn die Kinder ihren Proviant im Rucksack selber tragen sollen. Und: alles was man an Müll mitbringt, nimmt man auch wieder selbst mit nach Hause!
Das Schuhwerk sollte der Tour und dem Wetter angepasst sein. Feste Wanderschuhe sind immer ein muss bei unwegsamem Gelände, auch im Sommer. Die Kleidung im Zwiebelprinzip schützt am besten, das sind mehrere dünnere Schichten, die sich je nach Temperatur leicht an- und ausziehen lassen. Auch Wind- bzw. Regenschutz, Sonnenhut und Erste Hilfe-Set sollte immer dabei sein.
Wenn nichts mehr geht - die Motivationstricks
Die wenigsten Kinder laufen vom Start weg geradewegs und schnurstracks zum Ziel. Oft stellt sich nach einiger Zeit ein Motivationstief ein, bei dem die Sinnhaftigkeit jedes weiteren Schrittes schon mal in Frage gestellt wird. Hierbei ist es von Vorteil sich bereits im Vorhinein darauf vorzubereiten.
- Eine kleine Schatzsuche mit Steinchen, Ästchen, Murmel oder dergleichen (eine Person geht ein Stück voraus und lässt die Schätze fallen, die die Kinder finden sollen)
- Spiele wie „Ich seh, ich seh was du nicht siehst“, „Ich packe in meinen Rucksack und nehme mit…“ , Reime finden, Geschichten abwechselnd erfinden, Tiere erraten, Lieder singen
- Alle Sinne beim Wandern miteinbeziehen – warum nicht mal ein Stück barfuß zurück legen oder an der Hand gehen und dabei die Augen schließen? Welche Geräusche hört man?
- Mit der Becherlupe auf Insektenfang gehen
- Wanderstöcke suchen und mit Gräsern und Blumen schmücken
- Auf der Wanderkarte zeigen, wie weit man schon gekommen ist, gemeinsam kleine Zwischenziele setzen
Do’s und Dont’s in der Natur
Wer gerne die Natur mit seiner Schulklasse näher erkunden will, sollte bereits im Vorfeld wissen was man denn jetzt genau darf und was nicht. Ist es zum Beispiel beim Wandern mit der Schulklasse erlaubt Privatwege zu nutzen, darf ein Lagerfeuer gemacht, Blumen gepflückt oder Pilze im Wald gesammelt werden?
Wer sich bei Ausflügen und Wandertagen in die Natur schon einmal solche Fragen gestellt hat, empfehlen wir den Naturland-Knigge, dieser liefert die passenden Antworten. Informieren Sie sich über die Do's und Dont's im Naturland Niederösterreich: Naturland NÖ Knigge
Mit Kindern am Lagerfeuer
Für Kinder, egal welchen Alters, ist ein Lagerfeuer ein ganz besonders Erlebnis. Die Hitze des Feuers und das Knistern der Flammen lösen gerade bei Kindern eine besondere Faszination aus. Oft sind sich die Kinder über die damit verbundenen Gefahren aber keineswegs bewusst. Ein Lagerfeuer ist also nicht nur eine romantische Angelegenheit, sondern auch ein idealer Moment um den richtigen Umgang mit Feuer zu lernen.
- Feuer wird IMMER nur mit einem Erwachsenen gemacht – nie alleine!
- Lange, offene Haare müssen zurückgebunden werden
- Schals, Halstücher und ähnliches ablegen
- Kein Laufen um die Lagerfeuerstelle
- Vor dem Brennmaterial zuerst für Löschmaterial sorgen
Die Wahl des Feuerplatzes
Um ein Lagerfeuer zu entfachen, muss man einen geeigneten Platz finden. Feuchte Humuserde oder ein sandiger bzw. steiniger Platz sind dazu ideal. Direkt am Stein sollte man aber kein Feuer machen, da dieser durch die Hitze springen könnte.
Der Wald oder der Waldrand sind keine geeigneten Lagerfeuerstellen - hier ist das Feuermachen generell verboten. Auch außerhalb von Wald und Waldrand muss zu Bäumen, Sträuchern, trockenen Wiesen oder Holzwänden ein großer Abstand gehalten werden und der Grundstücksbesitzer muss einverstanden sein.
Schritte zum gemütlichen Lagerfeuer
- Eine größere Fläche Boden von trockenen Zweigen, Ästen und Laub säubern.
- Die Feuerstelle mit Steinen „einzäunen“.
- Für ausreichend Löschmaterial sorgen (Kübel Wasser, Erde oder Sand)
- Material zum Anzünden und Feuerholz sammeln: Für eine optimale Glut eignet sich vor allem Laubholz. Tannen- und Fichtenholz kann spritzen. Völlig ungeeignet sind faule und morsche Hölzer oder auch Äste von lebenden Bäumen.
- Zum Anzünden kleine, trockene Äste, trockenes Gras, Späne, Birkenrinde oder Reisig verwenden.
- Holz locker aneinander lehnen, damit das Feuer auch Luft bekommt.
- Wenn das Feuer qualmt, dann brennt es schlecht! Statt einen Holzberg auf das Feuer zu legen ist es besser, es Scheit für Scheit zu „füttern“.
Niemals Spiritus oder andere brennbare Flüssigkeiten zum Anzünden verwenden! Zum Schluss das Lagerfeuer immer richtig löschen: Entweder mit Sand oder Erde ersticken, oder mit Wasser löschen. Die Feuerstelle darf nicht mehr qualmen. Am besten warten Sie noch eine Weile und vergewissern sich, dass das Feuer auch ganz aus ist.
Natur begreifen im Klassenzimmer
Es sind aber nicht unbedingt nur die Erlebnisse draußen, die zu einer Verbundenheit mit der Umwelt führen. Durch spannende Methoden, Spiele oder Experimente kann die „Natur“ auch ins Klassenzimmer geholte werden. Je öfter Kinder und Jugendliche die Möglichkeit haben mit ihrer Umwelt und Naturthemen in Kontakt zu kommen, desto intensiver ist der Bezug dazu.
Was brauchen Pflanzen zum Leben?
Erde, Wasser, Licht und Luft – das sind die Lebensgrundlagen für Pflanzen. Sie erzeugen mittels Photosynthese aus Licht Energie in dem die Chlorophyllmoleküle das Licht aufnehmen und mit Hilfe von Kohlendioxid aus der Luft Zucker und Stärke als Energiequelle herstellen. Dazu brauchen sie, wie alle Lebewesen, Wasser und die Erde in der sie wachsen versorgt sie mit den nötigen Nährstoffen.
Pflanzen auf der Fensterbank
Auch ohne Schulgarten kann Kindern der Entwicklungszykus von Pflanzen auf einfache Weise näher gebracht werden, denn natürliche Wachstumsprozesse sowie das Zusammenwirken von Licht, Wasser und Nährstoffen können auch am Fensterbrett gezeigt werden, z.B. mit einem Flaschengarten oder mit einem Kräutergarten im Blumenkisterl.
Kleine Holzkisten genügen, damit Kinder erste Erfahrungen mit dem Wachstum von Kulturpflanzen machen können. Um das Beobachten noch interessanter zu gestalten, geben Sie den Kindern Forschungsaufgaben. Welche Bohne wächst am schnellsten?
Die Bedeutung des Lichtes für die Pflanzen zeigt man besonders deutlich, wenn ein Topf mit Bohnen ein paar Tage ins Dunkle gestellt wird und ein Topf Bohnen im Licht verbleibt. Wie sind die Unterschiede und wie schnell erholen sich die Bohnen aus dem Dunklen wieder, wenn sie erneut ins Licht gestellt werden?
Oder pflanzen Sie mit jedem Kind eine Sonnenblume. Die Sonnenblume wird beschriftet und kann nun von jedem Kind gemessen werden. Wie viel ist sie gewachsen und wie lange hat es gedauert, bis sie das Kind an Größe überflügelt hat?
Ein kleiner Kräutergarten
Ein Topfuntersetzer aus Ton oder Plastik wird mit einer Schicht Schotter gefüllt, darauf kommt eine Schicht Erde. Mit kleinen Steinen werden Beete gestaltet. Nun wird in den einzelnen Segmenten eingesät – Kresse, Linsen, Weizen, Sonnenblumen etc. Beachten Sie die unterschiedlichen Wuchshöhen! Die Sorten können mit kleinen Schildern gekennzeichnet werden.
Ein kleiner Kräutergarten bietet vielfältige Möglichkeiten zum Natur-Erleben durch Riechen, Fühlen und Schmecken.
Methoden & Materialien
Ideen für den Schulgarten
Mais, Bohnen und Kürbis sind einfach zu ziehende Pflanzen, die sich beim Wachsen und Gedeihen gegenseitig unterstützen. „Die drei Schwestern im Indianerbeet“ klingen nach einem Märchen und bezeichnen doch eine Pflanzenkombination aus Mais, Bohnen und Kürbis. Die Besonderheit dieser 3 Pflanzen liegt in ihrer Symbiose. Der Mais dient den Bohnen als Rankhilfe, die Bohnen oder Erbsen wiederum liefern dem Mais den benötigten Stickstoff, während die Blätter des Kürbisses den Boden beschatten und einen Schutzschirm bilden.
Ein 3 Schwestern-Beet anlegen
Im Kindergarten oder in der Schule wird eine Gartenfläche von 1,2 mal 1,2 Meter benötigt.
Ende April werden drei Reihen Mais (z.B. Zuckermais), in Reihenabstand 50 cm und Pflanzenabstand 35 – 40 cm, gesät. Das Beet wird mit einer Folie bedeckt, um die Pflanzen vor Kälte zu schützen. Bei warmem Wetter wird die Schutzhülle entfernt. Wenn der Mais etwa 10 cm hoch ist, werden die Bohnen rund um eine Maispflanze in die Erde gelegt. Zuckererbsen empfehlen sich besonders für ein „3 Schwestern-Beet“ im Garten des Kindergartens oder der Schule, weil ihr süßlicher Geschmack Kinder begeistern kann. Der Kürbis darf gleich von Anfang an ins Beet gepflanzt werden. Eine gute Sorte für kleine Beete ist der Butternuss-Kürbis.
Pflege und Ernte von Mais, Erbsen und Kürbis
Gerade im Kindergartenalltag und in den Unterricht können Gießen und Jäten leicht eingebaut werden. Ein Plan, wer wofür zuständig ist, erleichtert den Kindern Verantwortung für ihr Beet zu übernehmen. Beikraut landet auf dem Kompost. Essbare Pflanzen, die ungebeten mitwachsen, wie zum Beispiel die Vogelmiere, schmecken herrlich auf einem Butterbrot und liefern noch dazu Vitamin C. Zuckererbsen können noch im Frühsommer geerntet werden. Mais und Kürbis werden erst im Spätsommer reif. Die Pflege über die Sommerferien bedarf einer gewissen Organisation. Tägliches Gießen ist nicht notwendig, lange Trockenperioden aber können die Pflanzen schädigen.
Ein Erntedankfest zu Beginn des neuen Kindergarten- oder Schuljahres runden das Gartenprojekt „die 3 Schwestern“ ab und ermöglichen einen feierlichen und genussvollen Abschluss.